TÜRKEI
Hauptstadt: Ankara
Einwohner: 79, 814 Mill.
Fläche: 783 562 km²
Währung: 1 Lira = 100 Kurus
BIP pro Einwohner: 11 011 US$
Eine Woche Istanbul
Und schon ist unsere Woche in Istanbul zu Ende. Wir haben sehr viel unternommen und uns jede Menge angeschaut. Trotzdem beschleicht uns das Gefühl, dass wir etwas versäumen wenn wir bereits jetzt weiter fahren.
Zumal uns unser Gastgeber und Freund Turgay Kurultay ans Herz gelegt hat, so lange zu bleiben wie wir wollen. Eine bessere Beherbergung kann man sich nicht wünschen.
In dieser Woche waren wir jeden Tag irgendwo in der Stadt unterwegs und haben uns treiben lassen. Nicht nur die Vielzahl der Geschäfte ist einzigartig. Auch deren Verteilung in der Stadt.
Als wir durch eine Gasse liefen, standen wir plötzlich vor einem Laden der nur ein Produkt hatte: Waagen. Die aber von kleinster Briefwaage bis zur großen Industriewaage. Im gleichen Augenblick stellten wir fest, dass die ganze Gasse voller Geschäfte mit Waagen war. In der nächsten Gasse gab es nur Tresore, eine weitere beherbergte nur Läden mit Messern im Angebot. In einem anderen Stadtteil sind wir auf das Musikviertel gestoßen. Bestimmt über 50 Geschäfte mit Musikinstrumenten, davon die Hälfte ausschließlich mit Gitarren. Sehr skurril.
Von unserem Gastgeber, Turgay und einer Freundin meines Cousins, Çağlar Tanyeri, erfuhren wir, dass es hier durchaus üblich ist das sich Geschäfte einer Branche die gleiche Gasse teilen und diese manchmal gleich so benannt wird.
So wunderte es uns nicht mehr, dass wir auf der Suche nach einem Outdoor - Geschäft gleich mehrere in einem Viertel fanden.
Schließlich zeigte uns Çağlar ( vielen Dank für die tolle Stadtführung), den größten Basar der Welt. Wir erfuhren, dass unter der kompletten Überdachung mit elf Eingängen sage und schreibe 4400!! Läden zu finden sind. Aber eigentlich scheint ganz Istanbul ein Basar zu sein. Zwar werden hier natürlich die Touristen ganz schön gemolken, es ist auch nicht alles Gold was glänzt, aber es glänzt ganz schön viel und es macht Spaß.
Aber bevor der falsche Eindruck entsteht, die Basare und Shopping - Malls waren für uns nur die Verbindungen zwischen den eigentlichen Sehenswürdigkeiten. Und davon gibt es eine Menge. In der sehr langen Geschichte Istanbuls hinterließen viele Herrscher und wechselnde Religionen ihre unübersehbaren Spuren.
Sehr gespannt waren wir auf die Moscheen. Wir haben uns mehrere angeschaut, u.a. die Hagia Sophia und die Blaue Moschee. Vom Galata Turm verschafften wir uns einen Überblick über die Altstadt, bei einer Schiffsrundfahrt streckten wir die Beine aus und bestaunten den Bosporus mit seinen Brücken. Am Ufer des Goldenen Horns schauten wir beim Fischbrötchenessen den Anglern zu und drückten den Kapitänen der Fähren bei ihren waghalsigen Manövern die Daumen.
Um ungeschoren aus der Stadt zu kommen, werden wir am Montag mit unseren Fahrrädern ein paar Gassen bis zu einem der Fähranleger absolvieren. Zum Glück ist es nicht weit. Denn trotz der ganzen Vielfalt ist Istanbul eines gewiss nicht: Eine Fahrradstadt. In dem Hafen wollen wir eine Fähre nach Yalova besteigen und ein Stück über das Marmarameer fahren. So ersparen wir uns bestimmt einen Tag Stadtverkehr.
Nach Kappadokien
Als wir am Montag, den 28.Mai in Istanbul starten wollten regnete es wie aus Gießkannen. Selbst als sich unser Zeitfenster, die Fähre doch noch zu erreichen, dem Ende näherte, ließ es nicht nach. So beschlossen wir unseren Istanbulaufenthalt um einen Tag zu verlängern.
Wir nutzten die Gelegenheit und schauten uns eine unterirdische Zisterne mit beachtlichen Ausmaßen, größer als ein Fußballfeld, aus der Römerzeit an.
Getragen wird das Deckengewölbe von über dreihundert Säulen aus der Antike. Besonders beeindruckend war aber, dass diese mystisch wirkende Halle in direkter Nachbarschaft zur Hagia Sofia unter einem großen Platz liegt auf dem sich der übliche Stadtverkehr abspielt.
Schließlich überquerten wir einen Tag später den östlichen Teil des Marmarameeres nach Yalova und kamen so recht glimpflich aus der Metropole.
Die ersten beiden Tage zeigten uns, dass sieben Tage Pause auf jeden Fall zu lang waren und Puddingmuskeln nichts für Berge sind. Zum Glück hatten wir da noch ein recht sanftes Profil.
Da wir von unserem 7- tägigen Istanbulstop noch ziemlich überflutet waren, hatten wir beschlossen, Ankara großräumig zu umfahren. Schnell suchten wir uns in der Karte eine idyllische Route abseits der Bundesstraßen heraus. Das Profil bremste uns allerdings ganz schön ein. Unser Weg pendelte ständig zwischen 600m ü. NN und 1200m ü NN, später sogar 1400m ü. NN. So bekamen wir Gelegenheit, uns schon mal im Pässe Fahren zu üben. Schließlich liegen in nächster Zeit einige vor uns.
Das größere Problem war allerdings ein fast schon vergessenes: Hunde. Vor allem sind es nicht mehr die halbhohen, wie die serbischen oder bulgarischen. Es ist der anatolische Hirtenhund.
Dieser ist in Größe und Färbung nicht von den Schafen zu unterscheiden, die er meistens hütet. Aber wenn gleich mehrere Exemplare dieser Gattung, begleitet von markerschütternden Bellen auf einen zu gerannt kommen, weiß man sofort wer hier die Schafe sind. Aber Angst und Panik haben bisher immer noch genug Kräfte freigesetzt.
Schließlich erreichten wir am neunten Tag nachdem wir Istanbul verlassen hatten Göreme in Kappadokien mit seinem einzigartigem Tal, seinen Tuffsteinhäusern und unterirdischen Städten. Aber das ist eine andere Geschichte, die wir selbst noch nicht kennen.
Zwischen den Tuffsteinfelsen in Kappadokien
Eine einzigartige, fremde Welt zog uns in ihren Bann, als wir am Ortsausgang von Nevsehir in das erste von Tuffstein geprägte Tal blickten. Obwohl ich zu gerne einen Fotostopp eingelegt hätte fuhren wir weiter. Die wahre Attraktion ist das Tal in dem Göreme liegt, also in 10 Kilometern. Da unsere heutige Etappe sehr kräftezehrend war, ließ ich den Fotoapparat stecken. Wir waren froh endlich bald da zu sein.
Als wir aber wenig später nach Göreme hinab schauten, gab es keine Ausrede mehr. Gemeinsam mit unzähligen anderen Touristen hielten wir an fast jedem Parkplatz an und waren begeistert.
Durch intensive vulkanische Tätigkeit und den daraus folgenden Ablagerungen unzähliger Schichten vulkanischer Tuffe wurde die Basis für dieses weltweit einzigartige Tal gelegt. So sehr die Schichten auch verdichtet wurden hatten sie, wie man sieht, der Erosion nicht viel entgegen zu setzen.
Diesen Umständen haben wir die Entstehung der engen Schluchten und der skurrilen Felsformationen zu verdanken. Schon die frühesten Siedler machten sich bereits die Möglichkeit der relativ problemlosen Bearbeitung das Materials zu nutze. Schon 6500 v. Chr. hinterließen die ersten Bewohner ihre Spuren. Antike Höhlensiedlungen und später in den Fels gehauene Kirchen und Klöster der frühen Christen kann man bis heute besichtigen. Die Vorstellung, dass die ganzen Höhlen einmal bewohnt waren und es im Tal von Bewohnern wimmelte lässt uns beim Wandern mehr als einmal verharren und verträumt in die Runde blicken.
In Göreme fanden wir einen guten Campingplatz. In den drei Tagen, die wir hier verbrachten, waren wir viel wandern, sind zwischen den Felsen geklettert und haben uns auch ganz gut erholt. Am Samstagabend drückten wir natürlich unserer Nationalmannschaft fest die Daumen. Das hatten sie auch bitter nötig.
Wir hatten auch das erste mal einen Campingplatz erwischt, auf dem wir nicht die einzigen Gäste waren. Kurz vor uns kamen zwei junge Amerikaner aus Oregon an. Sie wollen 3 Monate in der Türkei und Europa Radeln.
Später rollte ein Engländer mit Motorrad und seiner 12- jährigen Tochter ein.
Außerdem ein Paar in unserem Alter, aus Neuseeland. Sie wollen für ein Jahr mit ihren Fahrrädern Europa / Türkei erkunden.
Schließlich noch ein holländisches Paar mit ihrem Campingbus. Mit ihnen haben wir natürlich am Samstag beide Fußballspiele angeschaut.
Mit allen sind wir prima ins Gespräch gekommen. So waren wir sogar ein bisschen wehmütig, als wir wieder aufgebrochen sind.
Nachtrag
Vor lauter Fußball haben wir es leider nicht mehr geschafft den Bericht in Göreme zu vollenden. Inzwischen sind wir in Sivas, auf dem Weg nach Trabzon zum Schwarzen Meer. Sehr ereignisreich war die Fahrt bis hierher nicht. Wir folgten meistens einer Bundesstraße mit sehr langen Geraden über Kayseri. In Sivas nahmen wir für eine Nacht ein Hotel. Heute ist ja wieder Fußball angesagt.
Where are you from?
Nachdem wir unser Frühstück wie immer vor unserem Zelt eingenommen haben, packten wir eilig unsere Sachen und verließen die Wiese auf der wir einen guten Schlafplatz hatten. Inzwischen suchen wir
unsere Schlafplätze einige Kilometer außerhalb von Ortschaften. Soweit reicht der Aktionsradius der meisten Hunde nicht, ein Garant für ruhige Nächte.
In Sebinkarahisar tankten wir noch Benzin für unseren Kocher und Proviant für 2 Tage für uns. Man kann in dieser Gegend nicht so genau abschätzen wann der nächste Laden kommt, vor allem nicht in
Gebirgsregionen.
Dann starteten wir unsere Etappe in einer Höhe von 1200m ü. NN zum Pass Egribel Gecidi in 2230m ü NN. Da wir bereits in den letzten beiden Tagen in sehr bergiger Region unterwegs waren, ahnten
wir was uns erwartet. Und tatsächlich ging es erst mal wieder steil bergab. Am Abzweig nach Gümüshane bogen wir nach links in eine Schlucht ein und begannen unseren Aufstieg.
Die ersten 20 Kilometer fuhren wir mit moderater Steigung einem Gebirgsbach folgend seiner Quelle entgegen. Das Tal war gerade breit genug für den Bach und unsere schmale Straße. Es wurde in
beeindruckender Weise von schroffen und bedrohlich aussehenden Felsen flankiert. So waren wir ständig von der Kulisse gefesselt, hielten oft an um zu fotografieren und zeigten uns immer wieder
gegenseitig die spektakulärsten Aussichten. So näherten wir uns zügig dem letzten Abschnitt der Passage. Die letzten 600 Höhenmeter gingen über steile Serpentinen und mit teilweise heftigem
Gegenwind zum Pass hinauf.
Oben angekommen gab es Jacken, lange Hosen und eine tolle Abfahrt über 57 Kilometer bis Delire auf 300m ü. NN.
Nach diesen 3 Tagen in den Bergen, mit jeweils kaum unter 1500 Höhenmetern ( für Radfahrer ) waren wir begeistert in Giresun das Schwarze Meer wieder zu sehen. Von nun an flogen wir förmlich mit
Rückenwind nach Trabzon.
Hier hatten wir allerdings eine herbe Enttäuschung zu verkraften. Laut Internet existiert hier ein Campingplatz, den wir natürlich auch beziehen wollten. Aber zu finden war er nicht. Dafür
schickten uns die Leute immer wieder zu vermeintlichen Campingplätzen. Diese erwiesen sich dann ständig als Badestrände.
Einerseits sind wir inzwischen der Meinung, dass hier Campingplätze mit den zugehörigen Strukturen unbekannt sind. Zum zweiten glauben wir ein wenig, dass uns manche Türken vor lauter
Hilfsbereitschaft lieber die Antwort geben die wir hören wollen, als zuzugeben, dass sie es nicht wissen.
So sind wir letztendlich in einem kleinen Hotel gelandet.
Where are you from?
Das ist die Frage die wir gefühlte 10 000 mal gestellt bekommen haben, egal ob von Kindern oder Erwachsenen. Vielleicht noch gefolgt von >Whats your name?< Leider beschränken sich die
Fremdsprachenkenntnisse der meisten Türken auf diese paar Floskeln. Und unsere paar angelernten türkischen Redewendungen und Vokabeln reichen auch nur für das nötigste. Allerdings haben wir uns
trotzdem immer wieder vortrefflich mit den Türken, manchmal auch mit den Türkinnen, unterhalten. Mit wenigen Vokabeln, unserem Zeigewörterbuch, Stift und Zettel, Händen und Füßen betrieben wir
große Konversation. Verheimlichen wollen wir aber nicht, dass solche Unterhaltungen auch sehr anstrengend sein können.
Unseren Pausentag im Hotel haben wir aber nicht verbummelt. Neben Wäsche zum Waschsalon bringen sind wir zum iranischen Konsulat gegangen. Über kleine bürokratische Umwege haben wir uns unsere Iran – Visa besorgt. Unser erstes kritisches Visum. Wir haben uns gefreut wie Bolle. Jetzt haben wir jetzt ein Zeitfenster von 3 Monaten für die Einreise und 30 Tage Aufenthaltsrecht. Sollten die nicht reichen, können wir sie im Iran noch mal um 30 Tage verlängern. Aber jetzt steht erstmal Georgien auf dem Plan.